Vortrag 2010

Maria, Mutter der Kirche und die Wunderbare Medaille

Die Anrufung Marias als Mutter der Kirche ist relativ jung. In den Turbulenzen, die wir als Kirche in letzter Zeit erlebt haben und noch erleben, ist in einem Gespräch die Frage aufgetaucht: Was heißt das, dass Maria Mutter der Kirche ist? Das wäre doch ein Thema für den Vortrag zum Medaillenfest. Bei der Beschäftigung mit dem Thema ist mir dann ganz selbstverständlich auch die WM Mariens selber ein- und aufgefallen.

Als im Mai 1832 Herr Aladel Schwester Katharina Labouré die ersten geprägten Medaillen zeigte, hat diese nur gemeint: „Jetzt muss man sie verbreiten.“ Über die künstlerische Ausführung und die dabei notwendige künstlerische Freiheit hat sie sich nicht geäußert. Etwa, dass die 12 Sterne, die als Krone das Haupt der himmlischen Frau zieren, auf die Rückseite der Medaille gekommen sind. Aber anders war es wohl rein technisch und optisch gar nicht möglich.

Wenn sich in einer sinnvollen Notwendigkeit der Wille Gottes zeigt, wie der hl. Vinzenz betont, dann entspricht die Medaille, wie wir sie kennen, dem Plan Gottes, dann waren auch der Beichtpriester Herr Aladel, der die Beschreibung Katharinas hörte, überdachte und dem Goldschmied und Juwelier Herrn Vachette mitteilte, sowie dieser selbst mit seinen künstlerischen Fähigkeiten, Mitarbeiter der Vorsehung Gottes.

Symbolische, bildliche Darstellungen, wie wir sie auf der Medaille finden sind immer mehrdeutig, sie fangen viele Inhalte ein und dürfen daher auch nicht überinterpretiert, d. h. mit zu vielen ins Detail gehende Botschaften überfrachtet werden. Ich denke hier an die leidige Diskussion, ob die Sterne 5 oder 6 Zacken haben oder haben sollen. Die klare, umfassende mariologische Botschaft der Medaille ist auf der anderen Seite von vielen Gelehrten oftmals betont worden. Ich meine, auch das heutige Thema „Maria, Mutter der Kirche“ ist v. a. auf der Rückseite der Medaille eindrucksvoll dargestellt. Bevor wir darauf eingehen, möchte ich etwas zur offiziellen Entstehung dieser Anrufung Mariens im Jahr 1964 sagen:

Im II. Vat waren die Konzilsväter bezüglich der Mariologie geteilter Meinung. Soll Maria im Zusammenhang mit ihrem Sohn in einem eigenen Dokument behandelt werden oder soll man auf sie innerhalb des grundlegenden Themas des Konzils, nämlich der „Kirche“ schauen. Eine knappe Mehrheit entschied sich für das letztere. Ein pastorales Ziel war dabei wohl ausschlaggebend: Man wollte eine Zusammenführung der verschiedenen kirchlichen vorkonziliaren Bewegungen, der biblischen, der ökumenisch-liturgischen Bewegung mit der starken marianischen Bewegung erreichen. Diese Bewegungen sollten zu einer Gemeinsamkeit in der Kirche finden und keineswegs sich unabhängig voneinander weiter entwickeln. Am 29. Oktober 1963 hat diese berühmte Abstimmung über ein marianisches Dokument auf dem Konzil stattgefunden und erstmals gab es eine Teilung der Versammlung in 2 fast gleich große Gruppen. Das Ergebnis war 1114 zu 1074 Stimmen für die Anfügung des vorbereiteten Schemas als ein Kapitel über Maria im Dokument über die Kirche. Nach mehreren Änderungen wurde dieser Text dann mit 2152 gegen 5 Stimmen angenommen.

Papst Paul VI hätte gerne als Überschrift für das Marienkapitel „Maria, Mutter der Kirche“ gehabt, handelt es sich doch dabei gemäß seinen Worten „um die breiteste Synthese der marianischen Lehre, die jemals von einem Ökumenischen Konzil ausgearbeitet worden ist“, und zwar mit dem Ziel, „das Antlitz der heiligen Kirche zu zeigen, mit der Maria zutiefst verbunden ist“. Aber eine Mehrheit war beim Konzil für eine solche Überschrift nicht zu erreichen, zu sehr waren die Konzilsväter vornehmlich aus pastoralen und ökumenischen Überlegungen heraus in marianischen Fragen in zwei Lager geteilt. In Lumen gentium heißt es zwar: "Die katholische Kirche verehrt Maria, vom Heiligen Geist belehrt, in kindlicher Liebe als geliebte Mutter« (LG, 53), aber dennoch wird ihr hier der Titel „Mutter der Kirche nicht ausdrücklich zugeschrieben, wenn auch natürlich inhaltlich verkündet. Eine solche Verwendung dieses Titels hat es in der Vergangenheit ziemlich selten gegeben. Erst durch eine stärkere Besinnung auf das Geheimnis der Kirche und die Beziehung dieser Kirche zu Maria ist die Anrufung „Mutter der Kirche“ häufiger bei Leo XIII und Johannes XXIII. anzutreffen. Und dann natürlich bei Paul VI.

 (Die Überschrift lautet jetzt: DIE SELIGE JUNGFRÄULICHE GOTTESMUTTER MARIA IM GEHEIMNIS CHRISTI UND DER KIRCHE)

Am 21. November 1964 (Maria Opferung, Unsere liebe Frau von Jerusalem) am Ende der dritten Konzilsperiode, an dem auch die Konzilskonstitution „Lumen Gentium“ über die Kirche verabschiedet wurde, hat Papst Paul VI. in seiner Ansprache Maria feierlich als „Mutter der Kirche“ proklamiert. Der jetzige Papst, der als junger Konzilstheologe dabei war berichtet darüber und überlegt aus heutiger Sicht:

In meiner Erinnerung bleibt der Moment unauslöschlich eingegraben, als sich die Konzilsväter beim Hören der Worte Papst Paul VI.: "Mariam Sanctissimam declaramus Matrem Ecclesiae" ("Wir erklären die allerseligste Jungfrau Maria zur Mutter der Kirche") spontan von ihren Sitzen erhoben und stehend applaudierten. So haben sie der Muttergottes, unserer Mutter, der Mutter der Kirche, ihre Ehre erwiesen. Tatsächlich nahm der Papst mit diesem Titel die marianische Lehre des Konzils auf und gab so den Schlüssel für ihr Verständnis. Maria steht nicht nur in einer einzigartigen Beziehung zu Christus, diesem Sohn Gottes, der als Sohn Gottes Mensch werden wollte. Indem sie vollkommen mit Christus verbunden ist, gehört sie auch vollkommen zu uns. Ja, wir können sogar sagen, daß Maria uns so nah ist wie kein anderer Mensch es sein kann.“

Papst Benedikt sieht im Titel „Mutter der Kirche“ den Schlüssel zum Verständnis der Marienlehre des Vat II. Als dieser Titel von Paul VI feierlich verkündet worden ist, hat man darin v. a. einen Versuch des Papstes gesehen, die beiden in der Frage der Mariologie gespaltenen Lager bei den Konzilsvätern miteinander zu versöhnen. Der Titel „Mutter der Kirche“ sieht Maria ja stärker im Zusammenhang mit ihrem Sohn, dem Haupt der Kirche, das niemals vom Leibe, von den Gliedern, von uns als Kirche getrennt werden kann. Maria auf Seiten und innerhalb der Kirche und Maria in Gemeinschaft mit ihrem Sohn der Kirche gegenüber sollten eigentlich keinen Gegensatz darstellen, das wollte Paul VI mit der Anrufung „Maria, Mutter der Kirche“ betonen.

Das Ergebnis des Konzils ist dann auch unterschiedlich bewertet worden. Der Regensburger Bischof Rudolf Graber, ein eifriger Marienanhänger, glaubte, daß die "Mariologie auf diesem Konzil im ganzen eine Steigerung erfahren hat". Der Paderborner Theologieprofessor Heribert Mühlen hingegen war vom Gegenteil überzeugt: "Durch das Vaticanum II ist die katholische Mariologie in eine umfassende Krise eingetreten."

Bevor wir uns weiter mit der Bedeutung der Anrufung „Mutter der Kirche“ befassen, machen wir einen Blick auf die Medaille. Die 12 Sterne auf der Rückseite stehen für die 12 Stämme Israels, das Gottesvolkes des 1. Bundes, dann für die 12 Apostel, die das neue Gottesvolk, die Kirche repräsentieren. Maria, die Mutter Jesu steht unter dem Kreuz. Sie ist mit ihrem Sohn aufs innigste verbunden, gerade auch in seinem Leiden, ausgedrückt durch die beiden Herzen unter dem M, das mit Dornen umwundene Herz Jesu und das von einem Schwert durchbohrte Herz Mariä. Unter dem Kreuz erhält sie ihre geistliche Mutterschaft für die Kirche: Frau siehe dein Sohn. Und zum Jünger gewandt gesandt sagt Jesus: Siehe deine Mutter. GS beschreibt diese Mutterschaft Mariens so:

964 (KKK) Die Aufgabe Marias gegenüber der Kirche läßt sich von ihrer Vereinigung mit Christus nicht trennen, sondern ergibt sich direkt aus ihr. „Diese Verbindung der Mutter mit dem Sohn im Heilswerk zeigt sich vom Augenblick der jungfräulichen Empfängnis Christi bis zu seinem Tod" (LG 57). Sie ist besonders offensichtlich in der Stunde seines Leidens.

„Auch die selige Jungfrau ging den Pilgerweg des Glaubens. Ihre Vereinigung mit dem Sohn hielt sie in Treue bis zum Kreuz, wo sie nicht ohne göttliche Absicht stand, heftig mit ihrem Eingeborenen litt und sich mit seinem Opfer in mütterlichem Geist verband, indem sie der Darbringung des Schlachtopfers, das sie geboren hatte, liebevoll zustimmte. Und schließlich wurde sie von Christus selbst, als er am Kreuz starb, dem Jünger zur Mutter gegeben mit den Worten: ‚Frau, siehe da dein Sohn‘ (Joh 19, 26—27)" (LG 58).

965 Nach der Himmelfahrt ihres Sohnes stand sie „den Anfängen der Kirche mit ihren Gebeten zur Seite" (LG 69). Zusammen mit den Aposteln und einigen Frauen „sehen wir ... Maria mit ihren Gebeten die Gabe des Geistes erflehen, der sie schon bei der Verkündigung überschattet hatte" (LG 59). Das M inmitten der 12 Sterne weist auf diese Geburtsstunde der Kirche hin. Über sie sagt der Heilige Bernhard treffend: «Durch die Kraft des Heiligen Geistes war Maria gnadenvoll für sich. Als derselbe Heilige Geist über sie herabkam, wurde sie an Gnaden übervoll und überströmend, für uns.» (48) Bei diesem Wort kommen wir auf die Vorderseite der Medaille, die Strahlen, die von Maria ausgehen und die die Gnaden symbolisieren, die jene erhalten, die darum bitten.

 LG vertieft die mütterliche Aufgabe Mariens gegenüber der Kirche:

967 Weil sie dem Willen des Vaters, dem Erlösungswerk ihres Sohnes und jeder Anregung des Heiligen Geistes voll und ganz zustimmte, ist die Jungfrau Maria für die Kirche das Vorbild des Glaubens und der Liebe. Daher ist sie „schlechthin herausragendes und geradezu einzigartiges Glied der Kirche" (LG 53); sie stellt das „Urbild der Kirche" [Ecclesiæ typus] (LG 63) dar.

968 Ihre Aufgabe gegenüber der Kirche und der ganzen Menschheit geht aber noch darüber hinaus. Sie hat „beim Werk des Erlösers in ganz einzigartiger Weise in Gehorsam, Glaube, Hoffnung und brennender Liebe mitgewirkt, das übernatürliche Leben der Seelen wiederherzustellen. Deswegen ist sie uns in der Ordnung der Gnade Mutter" (LG 61).

969 „Diese Mutterschaft Marias in der Gnadenökonomie dauert unaufhörlich fort, von der Zustimmung an, die sie bei der Verkündigung gläubig gewährte und an der sie unter dem Kreuz ohne Zögern festhielt, bis zur immerwährenden Vollendung aller Auserwählten. Denn nach ihrer Aufnahme in die Himmel hat sie diese heilbringende Aufgabe nicht niedergelegt, sondern fährt durch ihre vielfältige Fürbitte fort, uns die Gaben des ewigen Heils zu verschaffen ... Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter den Titeln der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen" (LG 62).

Gerade dieser letzte Ausdruck, Mittlerin, der ein wesentlicher Aspekt der mütterlichen Aufgabe Mariens ist bedarf einer klaren Unterscheidung:

970 „Marias mütterliche Aufgabe aber gegenüber den Menschen verdunkelt oder vermindert die einzige Mittlerschaft Christi in keiner Weise, sondern zeigt ihre Kraft. Denn jeder heilsame Einfluß der seligen Jungfrau auf die Menschen ... fließt aus dem Überfluß der Verdienste Christi hervor, stützt sich auf seine Mittlerschaft, hängt ganz und gar von ihr ab und schöpft aus ihr seine ganze Kraft" (LG 60).

Soweit die Lehre des Konzils über Maria im Geheimnis der Kirche.

In seinem apostolischen Mahnschreiben Signum Magnum vom Jahre 1967 geht Paul VI dann noch stärker auf Maria als Mutter der Kirche ein: Er stellt sich die Freude Marias über die neue Anrufung vor, hat sie doch schon im Magnifikat vorhergesagt: Siehe von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Weiter spricht er auch von den Verpflichtungen der Christen, der erlösten Menschen Maria, als Mutter der Kirche, gegenüber.

Ohne vieles andere wiederholen zu wollen geht der Papst auf 2 Punkte speziell ein:

1.Maria ist nicht nur Mutter der Kirche aus den bereits oben genannten Gründen, sondern auch weil sie der ganzen Gemeinschaft der Erwählten als ein Vorbild in den Tugenden voranleuchtet. Das ist ein Aspekt, den der hl. Vinzenz bereits stark betont und v.a. den ersten BS gegenüber immer neu ausgeführt hat.

Mit Maria, als der Mutter der Kirche, ist es ähnlich, wie im natürlichen Menschenleben. Auch Maria kann ihre Mutterschaft nicht allein auf die Geburt des Kindes beschränken. Auch sie muss ihre Mutterschaft ausweiten und sich dem Kind zuwenden durch Ernährung und Erziehung.

Genauso handelte die selige Jungfrau Maria. Sie nahm so innig am Erlösungsopfer ihres Sohnes teil, dass sie vom Herrn nicht nur als Mutter des Johannes bezeichnet wurde, sondern – es mag gestattet sein, dies zu bekräftigen - des ganzen Menschengeschlechtes, das er in gewisser Weise darstellte.

So erfüllt sie auch weiterhin vom Himmel her ihre mütterliche Aufgabe. Sie wirkt mit bei der Geburt und der Entwicklung des göttlichen Lebens in jedem einzelnen, erlösten Menschen. Das ist eine sehr trostreiche Wahrheit. Nach Gottes Willen und seiner umfassenden Weisheit ist dies ein integrierender Bestandteil des Geheimnisses der menschlichen Erlösung. Deshalb müssen alle Christen diese Wahrheit im Glauben (20) bewahren

Maria erfüllt ihre mütterliche Aufgabe uns gegenüber als Fürsprecherin, sie ist für uns Helferin und Mittlerin. Von den ersten Zeiten an war die Kirche immer überzeugt von der niemals versagenden Fürsprache der Gottesmutter bei ihrem Sohn. Das beweisen die liturgischen Gebete der Kirchen in Ost und West: «In den Schutz Deines Herzens, Mutter voller Barmherzigkeit, fliehen wir, o Muttergottes! Verschmähe nicht unsere Bitten in vieler Not, sondern beschütze uns vor dem Verderben. Du, die Du vor allen die Gesegnete (23) bist».

Weit hergeholt sind alle Überlegungen, die mütterliche Fürbitte der Allerseligsten Jungfrau könnte die Heilswirksamkeit Christi in irgendeiner Weise herabsetzen. Denn die Heilswirksamkeit Christi geht voraus und kann durch nichts ersetzt werden. Die mütterliche Fürbitte der Muttergottes leitet sich doch ab von der Heilswirksamkeit Christi. Die tatsächliche Wirkung ihrer Fürbitte aber ist ein Beweis (24) für die einmalige Heilswirksamkeit Christi!

Sorge und Hilfe der Mutter der Kirche erschöpfen sich nicht in der Fürbitte bei ihrem Sohn. Dem erlösten Menschen kommt sie auch durch ihr Vorbild zur Hilfe. Dieses Vorbild hat großes Gewicht. Denken wir an den Ausspruch: Worte belehren, Beispiele ziehen an. In der Tat haben die Worte der Eltern mehr Einfluss, wenn sie durch das Beispiel der Lebenshaltung bekräftigt werden, die sowohl von menschlicher Klugheit als von göttlicher Weisheit bestimmt ist. So zieht auch die Schönheit und Würde an, die aus der Vollkommenheit der Muttergottes hervorgehen. Sie ist es, die uns anregt, Unseren Herrn Jesus Christus nachzuahmen, das göttliche Vorbild, dessen vollkommenstes menschliches Abbild Maria ist.

Seit jeher wird ihr fester Glaube, ihr Gehorsam, ihre Demut, ihr Gotteslob, ihre glühende Liebe, ihre Beständigkeit und Stärke bei der Erfüllung ihrer Mission, bis hin zur völligen Selbsthingabe, in vollkommener Gemeinschaft mit ihrem Sohn, der sich selbst am Kreuz geopfert hat um den Menschen neues Leben zu schenken, betrachtet und gerühmt.

Vor diesem Glanz der Tugenden können wir mit Maria nur in ihren Lobpreis einstimmen um dem Höchsten Dank zu sagen, der so Großes an ihr getan hat. Aber das genügt nicht.

Alle Gläubige sollen sich auch das Wort des Heiligen Anselm aneignen: «Lass uns durch Dich, glorreiche Königin, verdienen, dass wir zu Jesus, Deinem Sohn, gelangen, der durch dich zu uns gekommen ist. (32)»

Wahre Marienverehrung betrachtet die Tugenden Marias, führt Paul der VI in einem 2. Grundlegenden Punkt aus. 

Bestimmt ist die Nachfolge Christi der erste Weg! Auf ihm müssen wir weitergehen, damit wir die Heiligung unseres Lebens, die Vollkommenheit und die Freiheit der Erlösten erreichen. Immer ist diese Wahrheit von der Katholischen Kirche herausgestellt worden. Immer aber hat sie auch dazu gelehrt, dass die Nachahmung der Jungfrau Maria von treuer Christusnachfolge nicht ablenkt, sondern sie leichter und liebenswerter gestaltet. Denn in ihrer ganzen Größe hat sich doch gerade die Allerseligste Jungfrau immer auf den Willen Gottes hin ausgerichtet

Das Leitwort «Durch Maria zu Jesus» - gilt deshalb auch für die Nachfolge Christi. Lassen wir unseren Glauben nicht verwirren, als ob die Hilfe durch ein Geschöpf, die uns in allem ähnlich ist außer der Sünde, unsere persönliche Würde verletzen könnte und uns hindern würde, die innigen Bande zu Jesus Christus zu beeinträchtigen.

Erkennen wir doch die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes (35), der mit unserem Elend, das seiner unendlicher Heiligkeit so unähnlich ist, Mitleid hat, sodass er uns in seiner Mutter eine menschliche Person als Hilfe geben wollte. Ihre Person stellte er uns als Beispiel vor Augen, damit wir seine Heiligkeit nachahmen. Sie ist vor allen Menschen das vollkommenste Vorbild, das uns gleichzeitig am ähnlichsten ist. Sie ist das Beispiel des vollkommenen Gehorsams, mit dem wir uns dem Willen des Vaters in Freiheit und in Liebe unterwerfen. Wir wissen: Christus selbst hat diesen vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Vater uns in seiner eigenen Lebensweise vorgelebt. Er sagte: «Allzeit tue ich, was ihm gefällt! (36)

Und deshalb legen Wir es allen Christen noch nachdrücklicher nahe, dem Vorbild der Allerseligsten Jungfrau zu folgen. Denn Jesus selbst hat, als er Maria uns zur Mutter gab, sie damit als Vorbild vor die Augen der Menschen gestellt. Ihr Beispiel sollen wir nachahmen.

Es ist natürlich, dass Kinder mit ihren Eltern im Fühlen und Denken eins sind. Natürlich ist es, dass die Kinder die liebenswerten Tugenden der Mutter ins eigene Leben übernehmen. Deshalb, so wie jeder Mensch auf sich den Ausspruch des Heiligen Paulus beziehen darf: «Der Sohn Gottes hat mich geliebt und sich für mich hingegeben!» (47) so kann er auch mit vollem Vertrauen glauben, dass der göttliche Heiland ihm auch seine Mutter als geistiges Erbe hinterlassen hat.

Er hat sie uns allen hinterlassen, mit der Fülle der Gnaden und Tugenden, mit der er sie ausgestattet hat, damit sie sie über uns ausgieße dank ihrer mächtigen Fürsprache und unserer Bereitwilligkeit sie nachzuahmen.

Gebet: Möge das Unbefleckte Herz der seligsten Jungfrau Maria allen Christen als das Vorbild der vollständigen Liebe zu Gott und zum Mitmenschen voranleuchten. Möge es alle zum Empfang der Sakramente der Kirche führen. Denn dadurch werden die Gläubigen von der Sünde befreit und beschützt. Möge es alle bewegen, für die Abwendungen der Menschen aus der Ordnung der Ebenbildlichkeit Gottes Sühne zu leisten. Möge es schließlich Zeichen und Band der Einheit sein, um die Bruderliebe aller Christen innerhalb der einen Kirche Christi zu stärken. - Jener Kirche, die erfüllt vom Heiligen Geist, mit dem Wollen zur kindlichen Verehrung, Maria, ihrer liebevollen Mutter, nachfolgt. (50)

Nach oben