Jahresbrief 2013

Liebe Mitglieder der Vereinigung der Wunderbaren Medaille für Österreich!

Graz, 15. Oktober 2013

          Wiederum nahen wir uns dem Ende eines alten und dem Beginn eines neuen Kirchenjahres. Es ist dies auch der Zeitpunkt des Medaillenfestes, das wir jedes Jahr zu Ehren der Gottesmutter in Erinnerung an ihr Geschenk vom 27. November 1830 feiern. Schwester Katharina Labouré, die gerade mit der Ausbildung im Mutterhaus der Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Paris begonnen hatte, und die ihr ganzes Leben im persönlichen Dienst an den Armen verbringen wird, ist die erwählte Empfängerin der Medaille der ohne dem Makel der Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter und sie ist zugleich die Erste, die ihre Botschaft lebt und verkündet.

          Aufschlussreich für die Botschaft der Medaille, die eine Aktualisierung des Evangeliums, eine Betonung bestimmter Inhalte ist (und im Grunde nur sein kann), ist auch der innere Weg von Schwester Katharina, ist ihr Gebet. Drei Tage nach ihrer Ankunft in Paris im April 1830 nimmt Katharina an der feierlichen Übertragung des Reliquienschreins mit den sterblichen Überresten des hl. Vinzenz in die neuerrichtete Kapelle der Lazaristen teil. Acht Tage lang ist das Volk von Paris danach eingeladen, sich zum gemeinsamen feierlichen Gebet in der Kapelle zu versammeln. Die Zeiten der Stille nützt Schwester Katharina, gemäß ihren eigenen Worten, auf folgende Weise: „Ich bat den heiligen Vinzenz um alle Gnaden, die ich brauchte, und auch für die beiden Gemeinschaften und für ganz Frankreich.“ Katharina denkt an eine erneute Revolution, die in diesen Tagen allgemein überwunden schien, aber besonders an die spirituelle Erneuerung, die zu Beginn des Jahrhunderts schwer vorangeht. „Endlich bat ich Herrn Vinzenz, mich zu lehren, worum ich mit lebendigem Glauben beten soll.

          Diese letzte Bitte öffnet nun Katharina gänzlich für die Wege Gottes mit ihr, für Seine Pläne, die Verlorenenen zu suchen und die Müden aufzurichten. Maria, die Mutter des Herrn, zu der Katharina von klein auf eine besonders innige Beziehung pflegte, wird in diesen Plänen eine bis dahin nicht gekannte Rolle spielen. Mit dem Geschenk der Wunderbaren Medaille beginnt, wie René Laurentin es genannt hat, „das marianische Zeitalter“.

          Vertrauensvoll um die Gnaden zu bitten, die ich brauche – das ist wohl die Grundbotschaft der Medaille. Dies heißt, mich für die Heilsgnaden zu öffnen, die Gott mir schenken will. „Wer bittet, der empfängt, wer sucht, der findet, wer anklopft, dem wir aufgetan“, sagt Jesus im Evangelium (Lk 11, 10). Die Gnaden, die ich für mein Heil brauche, sind mir von Jesus zugesagt. Dennoch soll ich bitten, soll ich Heilige und auch die Gottesmutter als Fürsprecher um Erlangung einer solchen Gnade anrufen. All das wird mir helfen, besser, umfassender und beständiger für die erbetenen Gnaden empfänglich zu sein und mit ihnen mitzuwirken.

          Das Bittgebet, das mich so wirksam mit Gott verbindet, wird sich in einem zweiten Schritt den Nöten von Welt und Kirche zuwenden. Katharinas Blick war hierbei nicht begrenzt, wie es zunächst den Anschein hat. Das Schicksal Frankreichs hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Gemeinschaften des hl. Vinzenz und diese sollen sich ja, wie sie zuinnerst spürte, in die ganze Welt ausbreiten. Tatsächlich erfolgten in den kommenden Jahrzehnten ein bis dahin nicht dagewesener Aufschwung und die Verbreitung der Gemeinschaften in viele Länder, auch nach Österreich.

          Die konkrete Bitte und Fürbitte an Gott steht immer unter der Vorgabe des Willens Gottes: „Dein Wille geschehe“. Wir wissen in unserer Schwachheit oft nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen, schreibt der Apostel Paulus im Römerbrief (8, 26) Es gilt auch und gerade im Gebet, nach dem Vorbild der hl. Katharina Labouré sich den Wegen des Geistes anzuvertrauen, mit Mut zu beten, wie Papst Franziskus immer wieder betont, und letztlich mutige kleine Schritte im Alltag zu setzen, um die frohe Botschaft nicht zuletzt mithilfe der kleinen Medaille Mariens den Mitmenschen, besonders den Armen zu verkünden.

          Die Gottesmutter hat selbst Vereinigungen derer angeregt, die die Medaille im Glauben empfangen und tragen. Unsere Vereinigung der Wunderbaren Medaille in Österreich ist eine Gebets- und Apostolatsgemeinschaft mit vielen verborgenen Aktivitäten. Immer wieder erfahre ich auch von gemeinsamen Projekten unserer Mitglieder, die im Vertrauen auf Gottes Hilfe durch die Fürsprache Mariens von der Wunderbaren Medaille unternommen werden. Auf unserer Homepage soll bald mehr darüber berichtet werden. Gerade dafür erbitte ich von Ihnen aufs Neue Ihr Gebet und danke gleichzeitig für all Ihren Einsatz im Sinne unserer Vereinigung. Mit herzlichen Segensgrüßen,

Alexander Jernej CM