Vor 175 Jahren hat sich mitten in Paris in der Mutterhauskapelle der Barmherzigen Schwestern der Himmel auf ungewöhnliche Weise geöffnet. Das zentrale Ereignis war am 27. November, Samstag vor dem 1. Adventsonntag. Eine junge barmherzige Schw. Katharina Labouré sieht und erlebt mehr als alle ihre Mitschwestern. Ihr Glaube wird zur Schau und sie empfängt Offenbarungen für sich und für die Kirche. Nach außen merkt niemand etwas. Nur ihr Beichtpriester (ein Lazarist) erfährt davon und er will es ihr auch gehörig ausreden.  

Erscheinungen, Privatoffenbarungen hat es vorher und nachher in der Kirche gegeben, aber eine kleine Medaille als Unterpfand der Botschaft oder besser als Teil und Kern der Botschaft, das ist neu, himmlisch einfach und wunderbar zugleich. 1830 ist die Zeit des aufkommenden Materialismus und der Industrialisierung, eine Medaille passt genau in die Zeit. Aber bis heute finden viele Menschen, gerade auch Jugendliche leicht Zugang zur Medaille. Die Kraft der Bilder und Symbole ist heute in aller Munde. Ikonen werden auch von Christen der westlichen Kirche entdeckt. Die Medaille ist auch ein Bild, ein Symbol. Sie verweist auf jemanden, stellt diese Person auch dar: Maria, die Mutter Jesu Christi. Eingebettet in eine Botschaft des Glaubens ist sie  eine Erinnerung an die mütterliche Zuwendung Mariens und setzt sie durch das Gebet, v.a. das Gebet auf der Vorderseite der Medaille auch gegenwärtig. Und all das gibt es gleichsam zum Angreifen ohne damit den Glauben auch nur irgendwie materialisieren zu wollen, wie zurecht kritisiert wird! Aber es ist eine Glaubenshilfe, die sich zum Glaube so ähnlich verhält wie die leibliche Nahrung zur geistigen Nahrung!

Der Katechismus der kath. Kirche hält fest, dass "Privatoffenbarungen" nicht zum Glaubensgut gehören. Sie sind nicht dazu da, die endgültige Offenbarung Christi zu "vervollkommnen" oder zu "vervollständigen", sondern sollen helfen, in einem bestimmten Zeitalter tiefer aus ihr zu leben. Es geht also natürlich darum, tiefer aus der Offenbarung Christi, aus der Erlösung zu leben!!

Mit den Erscheinungen von Paris 1830 hat aber so etwas wie ein "marianisches Zeitalter" in der Kirche begonnen, Lourdes, Fatima, andere Gnadenorte neueren Datums, die marianischen Dogmen, all das will letztlich einzig und allein wirksam auf Christus verweisen, auf den Herrn, auf die Erlösung, die Er mir/uns der ganzen Welt geschenkt hat. Maria ist der kürzeste, der am wenigsten beschwerliche Weg zu Christus, haben viele Heilige erfahren und gelehrt.

Katharina Labouré, eine einfache, aber von jung auf tüchtige Bauerntochter aus Burgund, hat schon als Kind die Gnade eines tiefen Glaubens besessen. Als ihre Mutter mit 9 Jahren gestorben war, beobachtete die Magd, wie das kleine Mädchen auf einen Stuhl steigt, die Marienstatue in der Stube umarmt und  sagt: "Von jetzt an musst du meine Mutter sein!" Was Katharina hier gesagt hat, das hat sie in der Folge auch gelebt, im Gebet wie in der Arbeit. Nach einigen Hindernissen von Seiten ihres Vaters  - sie musste bis zu ihrer Volljährigkeit mit 23 warten - kann sie bei den Barmherzigen Schwestern eintreten. Sie weiß sich zum Armendienst in der Art des hl. Vinzenz berufen. Der Himmel hat aber für sie noch eine besondere Mission im Hinblick auf die seelischen, geistigen Nöte der Menschen, auf die verbreitete religiöse Not insgesamt. Katharina zögert nicht die Mission, die ihr der Himmel zeigt, anzunehmen. Die Ausführung ist für sie oft beschwerlich, aber sie klagt nicht, sondern macht sich immer neu und unverdrossen ans Werk.

Vor allem als junge Schwester nimmt Katharina mehr wahr als andere, ihr reines Herz lässt sie himmlische Dinge, an die sie glaubt zunächst schauen, später hört sie immer wieder Verschiedenes in ihrem Innern.

Drei Tage nach ihrem Eintritt in die Gemeinschaft darf sie an einer der größten Glaubenskundgebungen in Paris nach der frz. Revolution teilnehmen. Der Leib der hl. Vinzenz wird feierlich von Notre Dame in die zu seinen Ehren errichtete Mutterhauskirche der Lazaristen übertragen.

Erst 26 Jahre später schreibt Katharina auf Verlangen ihres Beichtvaters ihr Erlebnis nieder (erzählt hat sie alles schon vorher und es wurde auch ein wenig umgeändert veröffentlicht):     

Sie schreibt "Ich bat den heiligen Vinzenz um alle Gnaden, die ich brauchte, und auch für die beiden Fa­milien, und für ganz Frankreich. Es schien mir, dass sie sie ganz, ganz notwendig brauchten."

Katharina spürt die Not um sie herum, sie denkt an die drohende Revolution, die bald danach ausbrechen wird,  aber besonders an die spirituelle Erneuerung, die zu Beginn des Jahrhunderts schwer vorangeht. Sie ist nicht allein mit ihrem Gebet. Sie nimmt teil an der Andacht und dem Eifer des Volkes, sie hofft grenzen­los alles für die beiden Familien des Herrn Vinzenz.

Am Beginn eine neuen Kirchenjahres, oder eig. jedes Jahr am Fest der WM sollten wir uns nach unserer Hoffnung befragen. Die lebendige Hoffnung Katharinas hat den Weg für die WM bereitet, wir die wir dieses Geschenk nun erhalten haben, haben umso mehr Grund zu hoffen!

Mit der lebendigen Hoffnung  der jungen Schwester Katharina Labouré kommen die Ereignisse ins Rollen: Sie schreibt:

"Endlich bat ich Herrn Vinzenz, mich zu lehren, worum ich mit lebendigem Glauben beten soll. Und jedesmal, wenn ich von Saint-Lazare zurückkam (wo ich den Schrein besucht hatte), fühlte ich so großen seelischen Schmerz und es kam mir vor, ich müsste im Mutterhaus den heiligen Vinzenz wiederfinden oder wenigstens sein Herz ... (Es) erschien mir jedesmal, wenn ich von Saint-Lazare zurückkam. Ich hatte den großen Trost, es in der Kapelle der rue du Bac über dem Schrein zu sehen, in dem die kleinen Reliquien des heiligen Vinzenz ausgesetzt wa­ren."

Zu diesen Erscheinungen des Herzens des hl. Vinzenz, jedesmal in einer anderen Farbe, erhält Katharina dann bei ihrer ersten Erscheinung der Gottesmutter vom 18. auf den 19. Juli 1830 die Deutung: Vor allem ist vom besonderen Schutz für Familie des hl. V. die Rede, der dann auch tatsächlich lange Zeit spürbar ist. Die Veröffentlichung dieser Erscheinung der Herzen und der Deutung waren ein großer Trost und ein Stärkung für die Schwestern und Lazaristen im 19. Jh., das von Revolutionen und Kriegen geprägt war.

1830 wurde in Frankreich der König gestürzt, 1848 Revolution, die auf Europa übergreift, 1870 dt. - frz. Krieg, Aufstand der Kommune, Hinrichtungen, Erzbischof erschossen ...

In all diesen Konflikten war Katharina wie ein Ruhepol in ihrer Gemeinschaft, die in ganz Frankreich einen so außergewöhnlichen Schutz erfahren hat, das junge Lazaristen sich darüber entrüsteten. Andere Gemeinschaften haben Märtyrer, wir nicht! Die Märtyrer gab es allerdings in China.

Während ihres Noviziates sieht Katharina auch den Herrn in der Eucharistie, außer wenn sie zu zweifeln und nachzugrübeln beginnt, da waren wohl auch die Worte des Herrn Aladel (Ihr Beichtpriester) mit beteiligt, sie solle ihre Phantasie etwas zügeln! - dann wird der Schleier, der offen war wieder zugemacht. Nach einer Unterweisung für die jungen Schwestern über Maria, die Unbefleckte, hat Katharina den sehnlichen Wunsch ihre himmlische Mutter einmal sehen zu dürfen und sie bittet den hl. Vinzenz ihr diese Gnade zu erwirken. Dieser Wunsch wird ihr in der Folge 3 Mal erfüllt. Katharina wird von Maria mit einer Mission beauftragt, die für sie viele Schwierigkeiten und innere Bedrängnisse brachte. Das Ergebnis dieser Mission wurde bereits zu Lebzeiten Katharinas zig-millionenfach verteilt und durch unzählige wunderbare Bekehrungen und Heilungen erhielt die Medaille bald den Namen "medaille miraculeuse". auch wir tragen die Medaille alle um den Hals. Es die am weitesten verbreitete Medaille in der Kirche.

Nach Beendigung ihrer Seminarzeit wird sie in ein nahes Altenheim versetzt, wohl auch mit dem Hintergedanken, dass ihr Beichtpriester und vertrauter Mitarbeiter für ihre himmlische Mission sie dort besser im Auge behalten kann. Katharina erweist sich als glaubwürdig, aber natürlich wird sie, v.a. von den wenigen, die um ihr Geheimnis wissen mit besonders strengen Maßstäben gemessen. Es gibt Indiskretionen. Katharina wird öfters herausgefordert sich zu verraten. Sie nimmt aber alle Hürden, ohne zu stolpern.

Sie übernimmt auch gerne die niedrigsten Dienste im Haus, aber die anderen nehmen dies auch allzu gerne als selbstverständlich. Da sie weiterhin in ihrem Innern die himmlische Stimme vernimmt und ihren Beichtpriester davon erzählt und neue Wünsche an ihn heranbringt, wird auch seine Geduld oft hart geprüft. Er will nicht auf ihre Wünsche eingehen: Es ist schon genug! Sie weiß sich aber von der Liebe gedrängt. ?Sie sind eine lästige Wespe?, entfährt es ihm einmal und Katharina zieht sich dann auch zurück. Sie hat ihr möglichstes getan.

Katharina, die mit allem Irdischen mehr als bescheiden und einfach gelebt hat, ist in den himmlischen Dingen anspruchsvoll. Der Entwurf der Medaille, die Bilder, die nach ihren Beschreibungen gemalt wurden, die Statue der Jungfrau mit dem Globus, die spät, aber doch angefertigt wurde, all das hat sie wenig begeistert, sie hat sie eher als Notlösungen akzeptiert. Was sie geschaut hatte, war viel schöner? Sie hat es auch nicht vertragen, wenn jemand in ihrer Gegenwart scheinbar unandächtig gebetet hat. Da hat sie auch einen Verweis aussprechen können.

Katharina verbringt 46 Jahre im Altenheim von Reuilly. Die Herzogin von Orleans hat es für ehemaliges  Dienstpersonal an Adelshöfen gegründet. Ihre Alten sind für Katharina alles, besonders die Schwierigen sind ihre Lieblinge, sie überlässt bei Ausflügen gerne ihren Platz einer anderen Schwester, um bei ihnen sein zu können, ihnen ihre Dienste leisten zu können, außer der Ausflug geht in die rue du Bac, nur einige km entfernt ...

Ein 2. Haus wird in Reuilly (Enghien) eröffnet, beide Häuser gehören aber zusammen. Von hier aus wird die arme Bevölkerung des Viertels betreut. Als Pfortenschwester in diesem Haus hat K. Kontakt mit vielen Armen, mit Kindern und auch mit ihren Verwandten (Nichten), die immer wieder einmal vorbei schauen. Katharina ist für alle da, hat ein offenes Ohr und führt gerne einfache und direkte Glaubensgespräche.

So vieles gäbe es noch zu erzählen, und es wird dadurch immer deutlicher dass Katharina Labouré eine beherzte Dienerin der Armen, ganz im Geist und nach der Vorstellung des hl. Vinzenz gewesen ist. Es ist um dieser Sendung zu den Armen willen, so Herr Charles Shelby CM, dass die Familie des hl. Vinzenz das Geschenk der Medaille erhalten hat und Katharina L., mit ihrer besonderen Sendung betraut wurde ... (Natürlich gab es in den Gemeinschaften des hl. V. von Anfang an auch eine besondere Verehrung der Unbefleckten Empfängnis, auch das ist ein deutlicher Zusammenhang zur "heiligen Medaille der Unbefleckt Empfangenen", wie sie offiziell heißt.

Aber die ersten Adressanten der Medaille sind die Menschen in Not, leiblich, seelisch, geistig. Eine 1. Botschaft, die Katharina ihrem Beichtpriester ausrichtete betraf die Erneuerung der beiden Familien des hl. V., doch wohl, damit sie den Armen besser dienen können.

Das auffallend neue auf der Vorderseite der Medaille, abgesehen vom Gebet "O Maria ..." sind die Strahlen, die von den Ringen an den Händen der Unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter ausgehen. Diese Strahlen symbolisieren die Gnaden der Erlösung, die Maria schon in ihrer Empfängnis in Fülle empfangen hat und die sie jetzt in besonderer Weise an ihre Kinder, an uns weitervermitteln will.

Ja sind wir den nicht erlöst, in der Taufe neu geworden und in den Sakramenten mit Gott unserem Erlöser verbunden? Warum noch weitere Gnaden? Eine solche Frage stellt sich vielleicht theoretisch, die praktische Erfahrung zeigt uns, dass noch und scheinbar immer mehr unerlöstes in unserem Leben, in unserer Zeit, in unserer Umgebung vorkommen. Die größte Mangelkrankheit unserer Zeit (wie Mutter Theresa von Kalkutta es ausgedrückt hat), der Mangel an Liebe, der Mangel an Gottvertrauen führt zu vielen seelischen Leiden und verkehrten Lebensweisen. Der Mensch möchte alles aus eigener Kraft leisten, er strebt ungeordnet nach Gütern, nach Macht, nach Vergnügungen und möchte so sein Glück finden, seinen Durst nach Liebe stillen.

Jeder Mensch gerät einmal mehr oder weniger vom geraden Weg ab, macht Falsches oder auch Schlimmes. Als Kind war der erste Weg dann meist zur Mutter. Es brauchte nicht viele Worte. Sie hat alles verstanden. Ähnlich ist es mit unserer himmlischen Mutter: "Oh Maria ..." Zu ihr kann ich immer kommen, sie versteht mich und will mir gerade das geben, was ich brauche, die besonderen Gnaden, die mir helfen ein Stück weit mehr vom Geheimnis der Erlösung durchdrungen zu werden.

Ich bete schon seit Jahren eine Art immerwährende Novene zur Gottesmutter von der Medaille, wobei ich 9 Tage hintereinander um eine besondere Gnade bitte, je nach dem, was ich in der kommenden Zeit besonders brauche: Geduld, Mut in der Verkündigung, Demut oder auch Gesundheit und habe noch jedesmal gespürt, manchmal besonders deutlich, dass ich erhalte, worum ich gebetet habe.

Die Gnaden der Erlösung fließen so reich vom Kreuz Christi her, die heilige Medaille der Immaculata, wie sie offiziell heißt ist eine persönliches Geschenk Mariens, unserer Mutter an uns, um uns zu helfen reicher aus diesen Gnaden zu schöpfen, uns mehr und mehr dafür zu öffnen. Sie ist etwas kleines, aber deswegen nicht weniger kostbar, ein Geschenk das unseren Glauben zu beleben vermag, das uns zuversichtlich macht selbst Wunder von Gott mit Vertrauen zu erbitten, ein Geschenk, das uns erinnert an unsere himmlische Mutter, die uns jetzt und immer wenn wir sie anrufen ganz nah ist, mir ihrer Liebe und Hilfe.