Jahresbrief 2019

                                                                                             Istanbul, 20. Oktober 2019

                     

Liebe Mitglieder der Vereinigung der Wunderbaren Medaille für Österreich!

Vor kurzem haben wir in St. Georg in Istanbul das Jahresgedächtnis der Kirchweihe begangen. Es ist liturgisch ein Hochfest mit besonders feierlichen Texten. Ein deutscher Prälat, ein Experte für die östlichen Kirchen, hat konzelebriert. Nach der Feier hat er mir von den alten östlichen Traditionen erzählt. Bei den Griechen, Armeniern und Syrern wird Kirchweihe bis heute als Marienfest begangen. Der Kirchenraum ist in der Vätertheologie wie der mütterliche Leib Mariens. In ihm wächst Christus jetzt in den Gläubigen heran, „bis wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen“ (Eph. 4, 13)

Auch mit ihrer „Wunderbaren Medaille“ möchte Maria, die vom Makel der Erbsünde bewahrt worden ist, uns auf dem Weg zum „Vollalter Christi“ begleiten. Während die Medaille selber eine kunstvolle Zusammenfassung der Lehre der Kirche über Maria anhand von Symbolen und Bildern ist - die wie der bekannte französische Philosoph Jean Guitton (1901 - 1999) geschrieben hat, ein Maximum an Unterweisung mit einem Minimum an Zeichen enthält - so ist ihre Botschaft sehr einfach: es geht um eine schlichte Hinführung zu einem vertrauensvollem Gebet/Bittgebet.

Maria lehrt und hilft uns beten. Ihre einzigartige Heiligkeit, die sich auch in ihrer Unbefleckten Empfängnis, ihrer Vor-Erlöstheit von allem Anfang an zeigt, trennt sie nicht von den anderen Gliedern der Kirche, sondern verbindet sie mit ihnen. Sie wird deshalb der Kirche unter den Titeln der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen, wobei Marias Mittlerschaft sich ganz auf Christi Mittlerschaft stützt und ganz und gar von ihr abhängt (II. Vatikanum, LG 60, 62). Dieses Zitat stammt aus Konzilsdokument über die Kirche, das ein langes Kapitel der Gottesmutter widmet.

Von einem eigenem Dokument über Maria hat das Konzil bekanntlich abgesehen, weil es eine Zusammenführung der damaligen kirchlichen Bewegungen anstrebte: der biblischen, der ökumenisch-liturgischen und der starken marianischen Bewegung. Sie sollten so zu einer

Gemeinsamkeit in der Kirche finden und keineswegs sich unabhängig voneinander weiter entwickeln. Papst Paul VI hat dann 1974 das apostolische Schreiben über die rechte Form der Marienver-ehrung Marialis cultus veröffentlicht, in dem er ihren theologischen und seelsorglichen Wert unterstreicht, aber auch zur Überprüfung bisheriger Andachtsübungen auffordert (24). Nachdem er verschiedene Kriterien dafür anführt, weist er auf das letzte Ziel des Kultes der Seligen Jungfrau hin, das darin besteht, Gott zu verherrlichen und die Christen zu einem Leben anzuhalten, das seinem Willen völlig entspricht (39).

Die Heiligung der Mitglieder ist schließlich auch eines der fünf Ziele oder Zwecke unserer Vereinigung. Sie soll gemäß den internationalen Statuten (Punkt 7.4) durch die Gemeinschaft untereinander, durch das geistliche Leben und das Apostolat erfolgen, wobei wir Maria, als wahre Jüngerin und als Beispiel für das christliche Leben vor Augen haben (Punkt 7.1).

Wir können es auch so sagen: die Gemeinschaft, die wir untereinander pflegen und das geistliche Leben sind unsere Impulse für das Apostolat - die Verbreitung der Medaille und ihrer Botschaft. Die Wunderbare Medaille weiter schenken heißt Hoffnung geben in einer Zeit, in der menschliche Lösungen der großen und kleineren Probleme in unserer Welt immer schwerer zu erreichen sind. Darum möchte ich Ihnen wiederum herzlich Danken und Vergelt’s Gott sagen, für alles, was Sie als Mitglieder der Vereinigung in diesem Jahr zum Aufbau der Kirche, zu Ehren Mariens getan haben.

                        Mit Ihnen/Euch im Gebet, besonders aber in der Feier des diesjährigen Medaillenfestes, verbunden, grüßt und segnet Sie/Dich,

 

Alexander Jernej CM